Freitag, 18. Juli 2008

Im Vorübergehen / En passant / Passing by - W. Eugene Smith

 W.Eugene Smith 1918-1978 • Selbstportrait, 1968

"My station in life is to capture the action of life, the life of the world, its humor, its tragedies, in other words, life as it is.
A true picture, unposed and real."

"Meine Rolle im Leben ist, den Lauf des Lebens einzufangen, das Leben der Welt, seine Launen, seine Tragödien, mit anderen Worten, das Leben wie es ist.
Ein wahres Abbild, ungestellt und echt. "
W. EUGENE SMITH


Nun habe ich mir selbst eines meiner angepriesenen "Favoriten"-Bücher gekauft: W. Eugen Smith in der Aperture-Reihe Masters of Photography.

Das Buch zeigt einen Querschnitt der wichtigsten Arbeiten von Smith.
Zudem sind drei seiner Fotoessays "Country Doctor", "Spanish Village" und "Minamata", zwar in kleinerem Format, aber dafür komplett zu sehen.

Der kleine Band ist - wen wundert es - handwerklich erste Sahne, exzellent ediert und mit einem informativen Essay seines Biografen Jim Hughes versehen.

Hughes beleuchtet nicht nur Smith's von vielen Schicksalsschlägen durchwirktes Leben, er weiß auch zu berichten, dass das zentrale Bild der Reportage über "Dr. Albert Schweitzer: A Men of Mercy" ein Composing zweier Negative ist.

Smith überschreitet damit die Grenzen der faktischen Erscheinung, um sein Bild eines autoritären, ja durchaus auch rassistischen "Helden" Schweitzer mit dem Geheimnis seiner Religiosität und Humanität zu vereinen.
Ein Widerspruch zu seinem selbst formulierten Anspruch: "A true picture, unposed and real"?

Wenige haben, wie Smith, so viel an vorbereitender Recherche, an begleitender Dokumentation geleistet.
Und wenige waren wie er, der "mitleidende Zyniker", davon überzeugt, dass Fotojournalismus nicht nur dokumentiert, sondern auch einen Zweck erfüllen sollte: denen eine Stimme zu geben, die keine haben.

Während Henri Cartier-Bresson, dem passionierten Flaneur, viele seiner Motive "en passant" begegneten, entwickelte "Gene" Smith eine Vorstellung, ein Drehbuch.
Ja er wusste dank seiner akribischen Vorarbeiten genau was er wollte und konnte es auch beeindruckend umsetzen.

Er sagte in einem Interview, ein Jahr vor seinem frühen Tod:
"Das Geheimnis meiner Fotografie ist, dass ich die Fähigkeit besitze, vorauszusehen, wie eine Sache sich entwickeln wird, bevor ich es tatsächlich erlebe."
Das Ergebnis seiner - ihn im wahrsten Sinn des Wortes - verzehrenden Arbeit sind bewegende Reportagen von einer unglaublichen Dichte, bei denen in jedem einzelnen Bild die ganze Geschichte angelegt scheint.

Der Fotoband ist Empfehlung für alle, die sich mit Fotografie auseinandersetzen.

Wird das Buch - oder etwas anderes - über einen der Amazon-Links auf der Seite kauft, bekommt der Public Eye Blog eine kleine Provision bzw. werden die Mühen des Autors mit einem Espresso belohnt ;-)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen